Sonntag, 26. August 2012

Zusammengefasst

Am Bug hängen noch diverse Hafenbändchen
Das Boot war 23 Tage im Ostseewasser.
Wir waren an 12 Tagen unterwegs, haben elf Tage im Hafen gelegen.

In dieser Zeit wurden 419 Seemeilen zurückgelegt, 185 gesegelt, 234 unter Motor bzw. mit Motorunterstützung.

Dafür verbrauchte der Aussenborder 49 Liter Benzin (=1,2 Liter/Stunde).

Wir benötigten für diese Strecke insgesamt 89,5 Stunden. Das ergibt eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 4,6 Knoten (=8,5 km/h).

Dabei erreichten wir eine Höchstgeschwindigkeit von 7,7 Knoten (=14,3 km/h) unter Segeln mit raumen Wind bis Halbwind (Wind von schräg hinten bzw. von der Seite)

Wir haben 9 verschieden Häfen angelaufen, zwei davon mehrfach und waren dabei in drei verschiedenen Ländern unterwegs.

 Es wurden viele Fische und Quallen, aber auch Seerobben (eine!) und Schweinswale gesichtet.

Wir haben 46 Liter Wasser verschiedenster Art (mit/ohne Sprudel, mit/ohne Geschmack) sowie 12 Liter SchwippSchwapp (zuckerfrei!) zum Trinken verbraucht.
Über den Alkohol haben wir jegliche Kontrolle verloren ... :-) ... es ist zu viel an Rotwein, Holundersekt und Bier (mit/ohne Alkohol) übrig geblieben.

Boot und Motor hatten während des gesamten Törn keine Defekte. Einige kleine Teile des Riggs (Splinte, Sicherungsringe) müssen noch verschleißbedingt ausgetauscht werden. Aber weder Segel, Enden (Seile) noch Großteile des Riggs hatten irgendwelche Schäden/Ausfälle zu verzeichnen.

Alle Crewmitgleider (zwei) sind wohlbehalten zurückgekehrt. Es gab bis auf zwei Erkältungen und diverse Prellungen (Katrin) keine ernsthaften Erkrankungen oder Verletzungen. Der Gewichtsverlust wird auf der positiven Seite verbucht.
Wir sind trotz der körperlichen Anstregung bestens erholt, haben viel erlebt, viel gesehen und viele Menschen getroffen/gesprochen.

Wir würden jederzeit zur nächsten Tour starten. Sollten sich Sponsoren finden, gerne auch für länger :-)



Donnerstag, 23. August 2012

Unvermeidbar

Wir versuchen es zu ignorieren - aber es ist unvermeidbar.
Unsere Reise ist zu Ende.
22.August, Marina Neuhof
Wir leben wie in einer Sirupflasche. Alles wirkt langsam, träge. Die letzten zwei Tage haben arg geschlaucht. Die Nerven lagen teilweise blank, der Körper schrie nach Pause. Jetzt sind wir angekommen und lassen uns durch den Tag treiben. Ein ausgedehntes Frühstück, der zweite Kaffee wird im Cockpit in der Sonne getrunken. Endlich mal wieder Nachrichten lesen (der Begriff Datenverbindung läuft bei mir seit diesem Urlaub unter "Luxus"). Ausgiebiges Duschen, Körperpflege, Seelenmassage. Jeder liegt in einer anderen Ecke des Bootes, einer schläft, einer liest.
Es wird nicht darüber gesprochen, es wird nichts dafür gemacht - das Urlaubsende wird gedanklich verdrängt. Jeder Gedanke, der uns von der Ostsee wegbringt, steht auf dem Index. Nur noch diesen Tag so tun, als hätten wir alle Freiheiten der Weltenbummler.
Am Nachmittag raffe ich mich dann doch auf und wasche im hafeneigenen Waschsalon eine riesengroße Fuhre Handtücher. Das war der Auftakt zum Akzeptieren, dass unsere erste große Segelreise zu Ende ist. Wir fangen an, die Abreise zu besprechen. Fahren in den nächstgelegenen Supermarkt und bringen unsere Pfandflaschen weg. Eine 60l-Mülltüte voll mit Wasserflaschen und diverse Bierflaschen. Die Backskiste  war hinterher ziemlich leer :-)
Mehr aber auch nicht. Der Rest an notwendigen Aktivitäten wird verschoben - auf morgen.
Essen kochen und mit einer Flasche Sekt vor den Laptop gesetzt; Filmabend aus der Konserve.
23. August, Marina Neuhof
Viel geschäftiger sind wir nicht geworden.
Nach langem Frühstück - wieder in der Sonne im Cockpit endend - werden die letzten Einträge im Logbuch ergänzt ... OK, die gesamten letzten drei Touren fehlten noch komplett. Erledigt.
Die Pantry und die Naßzelle wurden einer Generalreinigung unterzogen, die ersten Sachen ins Auto gebracht. Spannend war, ob unser Boot mit uns nach Hause kommt. Kurze Antwort: nein. Unser Freund ist so krank geworden, dass er mit seinem Auto definitiv nicht kommen kann.  Das Boot bleibt vorerst hier; wird später abgeholt.
Alle Dinge, die nicht generell aufs Boot gehören, werden wieder in Klappkisten gepackt und im Auto verstaut.
Wir stellen fest, dass unsere Planung richtig gut war. Der Vorrat an Wasserflaschen reicht genau bis zur Abfahrt. Essen haben wir noch für ca. 4 Tage. Wir könnten eigentlich noch das Wochenende ... Nein!  :-)
...
So, das Boot ist ausgekrant und steht auf seinem Trailer auf dem Hafengelände. Wir gönnen uns noch ein gutes Essen und werden anschließend mit unserem Wagen nach Hause fahren.
Am kommenden Wochenende werde ich unsere Tour mal statistisch aufarbeiten und die Zahlen hier abwerfen. Wird bestimmt interessant ...

Mittwoch, 22. August 2012

Unter Beobachtung

21. August, Hafen von Lohme
Müde Knochen quälen sich gegen 7 Uhr aus der Koje. 52 Seemeilen bei hohem Wellengang hinterlassen ein Gefühl von "jeden Zentimeter persönlich gelaufen". Heute warten nochmals annähernd 50 Seemeilen auf uns. Der Wind dreht auf West (da wollen/müssen wir in der zweiten Tageshälfte auch hin) und bleibt noch von "gemäßigt" bis runter auf "nichts". Die kommenden zwei Tage sind mit Wind bis zu 7 Beaufort angegeben - Richtung streng West. Für einen Schlenzer in den nördlichen Greifswalder Bodden bleibt keine Zeit. Stecken wir da erst mal drin, kommen wir bei den Windstärken mit unseren "Außenbörderchen" nicht genug gegen an und nicht rechtzeitig zum Hafen mit Auto und Trailer zurück.
Also ziehen wir heute die ganze Strecke mit einem Mal durch. Dadurch erhalten wir bis zur Abfahrt am Freitag noch zwei Tage zur Boot- und Menschenpflege. Alles hier hat in den letzten drei Wochen ein wenig gelitten :-)
 Kurz vor unserer Abfahrt taucht die Küstenwache mit Schlauchboot im Hafen auf. Was erst wie eine Kaffeepause aussah, entpuppte sich als Kontrolle - so im Allgemeinen. Man schritt die Stege ab, schaute nach den dort liegenden Booten und grüßte freundlich. Als wir ablegten (wesentlich besser als das Anlegen - was kausal aber auch nicht schwer war) und den Hafen unter Motor verließen, trafen wir auf die "Haupteinheit". Ein großes Schiff der Küstenwache lag vor der Hafeneinfahrt und wartete auf seinen Ableger, welcher kurz nach uns auch wieder aus dem Hafen kam.
Ohne deren Geschehen weitere Beachtung zu schenken, hissten wir nacheinander unsere Segel und nahmen Fahrt auf ... die Küstenwache auch. Na gut, Zufall. Nee, man blieb nahebei und ... nichts, fuhr da halt mit uns mit. Fragende Blicke in unserem Boot ("sehen wir so hilflos aus?"), Schulterzucken, weiter. Wenn wir nicht angehupt, angeblinkt oder "angerufen" werden, is auch nix.
Nach und nach zog das Schiff dann doch an uns vorbei, blieb aber im Tross der in der ca. letzten halben Stunde abgelegten Segelboote. Ahhh, alles klar: Rund um die Stubbenkammer/den Königsstuhl/die Kreidefelsen von Rügen ist auch im Wasserbereich ein großausgelegtes Naturschutzgebiet eingerichtet. Schon bei der ersten Passage erhielten wir (von einem wesentlich kleineren Boot der Küstenwache) die freundliche Mahnung, den gebotenen Abstand von 500m zur Küste einzuhalten. Und DAS wollten die netten Küstenbewacher auf dem heutigen Schiff vermutlich wieder mahnen. Ihre bloße Anwesenheit reichte dafür auch aus. Allerdings gab uns der Wind eh´ diese Richtung vor - wir sahen also sehr folgsam aus.
Endlich "von der Leine der Küstenwache gelassen" genossen wir noch einmal den schönen Anblick der Kreidefelsen. Da wir auf einem schwierigen Schmetterlingskurs unterwegs waren, konnten wir nur jeweils ein Auge dieser Naturschönheit widmen,das andere galt dem Windanzeiger und den Segeln.  {Schmetterlingskurs fährt man "vor dem Wind" (hat ihn also im Rücken) und hat dabei ein Segel auf der Steuerbord- und eines auf der Backbordseite - welches wo ist hier egal - um die Segelfläche so groß wie möglich zu halten. Da der Wind etwas nervös hin und her tendelte, und die Dünung von schräg hinten unter uns durchrollte, bestand die Gefahr, dass er uns mit einem Schlag von hinten in das Großsegel fährt und den gesamten Baum rumreißt. Das ist nicht nur für die Crew sehr gesundheits- bis lebensgefährdent, sondern auch für die Verbindung Mast-Baum sehr belastend. Auf diesen Bruchtest kann jeder Skipper gern verzichten.}
Wie wir also gespannt in die Segel schauten, mache neben unserem Boot eine Welle ganz komische Geräusche - wie ein Fauchen. Beim zweiten Mal sahen wir etwas länger hin. Was für eine Freude - Schweinswale! Erst sahen wir zwei auf der Backbordseite, dann weitere drei auf der Steuerbordseite, dann Backbord wieder mehrere. Die Herde hatte uns in ihre Mitte genommen. Immer wieder kamen einzelne von ihnen hoch, um zu gucken und lustige Fauchgeräusche zu machen. Manche schwammen keine 3 Meter vom Boot entfernt. Unsere spontanen Filmversuche scheiterten fast komplett. Bis auf zwei-drei Momente waren diese schnellen Schwimmer nicht vor die Linse zu bekommen. Wie gesagt, wir konnten wegen des Kurses ja auch nicht zu lange hinschauen. Der ganze Zauber dauerte vielleicht 3-4 Minuten, dann zogen sie weiter. Aber, es war wunderschön. Wir grinsten noch eine Weile beide still vor uns hin.

Sooo nah beim Boot.

... und immer mal wieder hochkommen und gucken.

Der Rest der heutigen Tour war unspektakulär. Immerhin hatten wir genug Wind für längere Segeletappen.
Aber auch dabei sollte man die Augen aufbehalten. Nach kleinen, oft weißen, Punkten, die zu schnell sehr groß werden. Dann ist es egal, ob man noch die Ausweichregeln aus der Segelschule kennt oder nicht. Es hilft nur eins ... weg hier:

... und die Größe ist doch entscheidend :-)))

An der Südseite Rügens - ab Querung der südlichen Hälfte des Greifswalder Boddens - hielten wir Westkurs und hatten somit den Wind gegen an. Nichts mehr mit Segeln, jetzt half nur noch der Motor.
Da der Urlaub sich dem Ende neigte, jagten wir den Motor etwas höher. Erstens mussten wir ja nicht die ganze Spritreserve wieder mit nach Berlin fahren und zweitens hatten wir mittlerweile barbarischen Hunger!

Nach dem Anlegen in Neuhof kurzes Boot-klarmachen, Liegegebühr bezahlen und Post abholen (Danke Paps!) ... und sofortiges Entern des Hafenrestaurants. Bier und Fleisch,was anderes kam gar nicht in Frage!


Montag, 20. August 2012

Halb ...

Montag, 20. August ... vieles an diesem Tag war nur halb.
Vor allem die Lust, wieder Richtung Heimat zu fahren. Natürlich freut man sich, die Familie wieder zu sehen. Aber an dieses Vagabundenleben haben wir uns auch zienmlich schnell gewöhnt.
Halb war auch der Wind, der uns weg vom Hafen in Ystad wegtrug. Ein letzter wehmütiger Blick von mir auf die Stadt. Ein letzter Blick auf eine auslaufende Katamaranfähre Richtung Bornholm - und ab ging die Post. So macht es Spaß, halber Wind bedeutet oft viel Segelspaß mit nicht zu viel Anstrengung, aber viel Vortrieb.
Halb war leider auch die Freude an diesem Wind - leider schlief er irgendwann fast ein. Also halbherzig den Motor ins Wasser gelassen und Unterstützung gegeben.Segeln halb mit Wind, halb mit Motorkraft.

Zur Hälfte des Tages dann der Richtungswechsel des Windes. Wie angekündigt von Südost auf Südwest. Innerhalb von einer Stunde flaute der Wind ab, drehte sich schrittweise Richtung West und brauste wieder auf. Leider drehte er nur halb nach West - für uns nicht genug, er kam jetzt direkt von vorn und war somit nicht segelbar. Schade, da hat man endlich mal wieder richtig schöne 4 Beaufort, in Böen bis 5, und dann kommt er aus der falschen Richtung. Also Motor wieder ins Wasser gesenkt und den Rest motort. Nur die halbe Freude. Da der Seegang ganz ordentlich war, wurde jede Bewegung an Bord zum halben Kraftakt.
Auf Grund des Dunstes über Rügen dachten wir schon, in einer Halbwelt zu segeln. Ewig lange sahen wir keine anderen Boote und weit und breit kein Land. Dann kamen sie - wie aus dem Nichts - und brausten knapp an uns vorbei. ECHTE Mariner :-):



Nach 10 Stunden und 15 Minuten kamen wir halbtot im Hafen von Lohme an und fabrizierten ein katastrophales Anlegemanöver. Ganz falsch! Na, wenigstens etwas an diesem Tag mal ganz, nicht nur halb.

Schnell noch ein paar Nudeln in den Topf geworfen, eine Sauce kreiert und mit einem Schluck Rotwein runtergespült. Morgen ist noch einmal eine lange Tour angesagt. Zurück nach Neuhof, wo Auto und Trailer (hoffentlich) auf uns warten. Das muss leider sein, ab Mittwoch ist der Wind mal wieder viel zu stark und kommt aus der falschen Richtung.
Wat´n Stress!


Sonntag, 19. August 2012

Überflug

Sonntag, 19. August, 7:50 Uhr.
Zur Verwunderung der Hafenmeisterei sind wir früh auf. Denn während der Hafen noch schläft, machen wir uns bereits auf den Weg.
Auf nach Bornholm!
Uns erwartet schönes Wetter, Sonne satt und sommerliche 25°C. Der Wind ist uns egal. Es soll nur ein Tagesausflug werden; am Abend sind wir wieder zurück. Zwischen Ystad und Bornholm liegen 37 Seemeilen, wir brauchen dafür genau 80 Minuten - ... ja, so eine Katamaran-Fähre ist mit bis zu 40 Knoten (Seemeilen/Std.) unterwegs. Wir gönnen uns heute eine kleine Kreuzfahrt ;-)
Ich mache Harry wieder den “Voll-Ossi“ und bin der aufmerksamste und breit grinsendste Fahrgast an Bord. Meine erste Fahrt mit einer solch großen Fähre.  ;-) Frühstück gibt es aus dem Bistro an Bord. Die Fähre geht derweil ab wie Schmidt's Katze.
Kaum in Ronne (meiner Tastatur fehlt leider dieses mit / durchgestrichene o) angekommen, wechseln wir in den Bus und durchqueren damit die Insel, unser Ziel ist Nexo (denkt euch am Ende wieder das /o). Wir wollen zum dortigen Schmetterlingspark und uns ein wenig beim Fotografieren und Filmen austoben. Mit dem Bus geht's eine Stunde über Land, unspektakulär und stark landwirtschaftlich geprägt. Nexo ist überschaubar und der Park schnell gefunden.
Schön hier! Im Gewächshaus umschwirren uns sofort Schmetterlinge jeder Größe und Farbkombination, warten geduldig, auf einer Blüte sitzend, bis wir sie fotografiert oder gefilmt haben oder bieten imposante Tänze im Flug. So nah waren wir so großen und schönen Exemplaren noch nie und sind dementsprechend begeistert. Hier eine Auswahl:



 



 Am Nachmittag ging es in glühender Hitze zurück nach Ronne (mir fehlt immer noch das dänische /o), wo wir uns noch vor der Rückfahrt mit der Fähre ein Restaurant suchen. Morgen geht's sehr früh auf einen langen Schlag. Ca. 50 Seemeile, zurück nach Lohme/Rügen. Da ist heute Abend nach der Rückkehr aus Bornholm keine Zeit mehr zum Kochen. Also: Futtersuche!
Bei der Wahl des Restaurants haben wir wieder einen Volltreffer gelandet - einfach nur lecker. Zum Nachtisch noch eine Abschiedsportion dänisches Softeis - das ist noch die zweitkleinste von vier möglichen Portionsgrößen  ;-)


Jetzt aber ab in die Koje, morgen geht's Richtung Heimat ... ...  :-\

Freitag, 17. August 2012

Windlos Richtung Ost

Freitag, 17. August. Ystad.
Yippieh ... wir sind eingeflogen. Ystad wurde geentert!
Gut, eingeflogen ist ein bisschen übertrieben - nein, ist stark übertrieben. Wir hatten null Wind und hundert Sonne, der Aussenborder wieder viel zu tun. Gut durchgebraten (Harry) und mit dicker Erkältungsbirne (ich) liegt die Mariner nach Bewältigung der 17 restlichen Seemeilen im Hafen von Ystad. Nebenan, im großen Hafenbecken, tummeln sich die beeindruckend großen Fähren, die nach Bornholm und Polen fahren.
Fast umgehend nach dem Festmachen sind wir über das Hafenmeisterbüro (Mittagspause - OK) vom großen Hunger geplagt in die Stadt gegangen. Was soll man sagen? Hübsch, niedlich, adrett, übersichtlich, stressfrei, schön, beruhigend ... passt irgendwie alles. Hier könnten wir es eine Weile aushalten. Nach dem Essen noch ein wenig schlendern, zurück zum Boot, Liegegebühr bezahlt und den hafeneigenen Internetanschluss gefunden (Danke fonic für den Nicht-Service). Während Harry die Liegegebühr wörtlich nimmt, aktualisiere ich die Wetterdaten, die Postfächer und schaue in den Blog. Whow, danke für euer Interesse. Über 600 Seitenaufrufe - ich bin schon ein wenig stolz. Es gibt mittlerweile sogar Leser in Dänemark, Schweden, Russland, Frankreich und USA ... mhmm, die haben sich wohl verirrt. Der Amerikaner zum Beispiel wollte bestimmt eher etwas über die Mariners aus Seattle lesen ... :-)

Am Abend sind wir nochmals auf ein Bier in die Stadt geschlendert und haben dabei die ersten Fotos gemacht. Damit ihr nachvollziehen könnt, was uns hier so begeistert, stelle ich mal eine kleine Auswahl hier ein.

Großer Hafen von Ystad
Yachthafen von Ystad (die Mariner ist mal wieder die Kleinste)

Grillplatte auf schwedisch . llllllecker

Kollegen von Kurt Wallander. Habe mich nicht getraut, nach ihm zu fragen...

In voller Konzentration ...

Die Ystader pflegen und hegen jede Ecke der Stadt.

Schöne Häuser, gut erhalten, mit gemütlichen Pubs und Restaurants.

Entspanntes Urlaubsgesicht ... zu Recht. Es ist so schön hier.


Jeder, der ein Brett für den Steg gestiftet hat, wurde darauf auch benannt.

Donnerstag, 16. August 2012

Ganz unten ..

... am südlichten Zipfel von Schweden,  in Smygehamn, frisch eingetroffen.
Da ich immer noch auf fremdes LAN angewiesen bin und Hafenmeisters Netz nicht sehr weit strahlt, gibt es  nur einen “Kurzbeitrag“. Heute durften wir sogar den größten Teil des Weges segeln, hatten fantastisches Wetter und Dauergrinsen im Gesicht. Morgen geht's nur 15 Seemeilen weiter nach Ystad, unsere letzte und längste Station in Schweden. Erst am Montag werden wir uns auf den Rückweg nach Rügen machen und am Mittwoch wieder in Neuhof ankommen. Aber bis dahin ist es noch weit hin ...


Mittwoch, 15. August 2012

Landratten III - baumelnde Seelen

Mittwoch, 15. August. Ein schöner Tag, blauer Himmel, lauer Wind und steigende Temperaturen.
Spätes Frühstück (sehr spät), ein langer Strandspaziergang, Körperpflege, ausruhen. Unsere Seelen baumeln träge wie die Flaggen am Boot. Tiefenentspannt!
Es gibt nicht viel zu berichten. Hier ein paar Fotos aus dem Paradies des Tages:

Weißer Sand und endlos blauer Himmel. Wir sind im schwedischen Paradies.
Leerer Strand, Platz ohne Ende, türkisfarbenes Wasser ... hach ja.

Die lustig bunten Strandhäuser der Schweden verbeiten gute Laune.


Roastbeef mit Remoulade und Salat. Schwedisches Essen liegt uns. Wir bleiben!

Ich habe mich wohl bei Harry angesteckt und kämpfe mit Kopfschmerzen und anschwellenden Mandeln. Aspirin und frühe Nachtruhe - Vaters Tochter bekommt das schon wieder hin. Der Familienleitsatz meiner Sippe: "Was dich nicht umbringt, das macht dich stark!". Ich arbeite dran ...

Morgen gehts nach langem Wetterstudium doch weiter Richtung Ost. Über Skare nach Ystad.
Kein Mitglied unserer Crew will nach Hause ...

Dienstag, 14. August 2012

Ein ganz normaler Tag :-)

Dienstag, 14. August.
Schweden. Wir haben es tatsächlich geschafft und sind im "Skanör Hamn" eingelaufen.
Die Fahrt hierher war wieder voller "Überraschungen".
Wir sind nicht all zu früh los, gegen 9 Uhr verließen wir unsere Box im Klintholm Havn.
Ja, viel weiter kamen wir auch nicht. Kaum lagen wir quer zwischen den Boxen, ließ uns der Aussenborder im Stich. Zu unserem Glück trieben wir, immer noch quer in der Ausfahrt liegend, sauber zwischen den Boxen Richtung Hafenmole.
Während sich Harry um die Fehlersuche beim Motor kümmerte, flitzte ich unter Deck und holte eines unserer beiden Stand-Up-Paddel heraus. Warum ein Stand-Up-Paddel? Wegen des hohen Freibord (Abstand Wasserlinie und Bootsoberkante) kamen wir im Bootsbedarf mit den handelsüblichen Größen nicht weiter. Es war Harrys Idee, sich doch mal im Bereich der Stand-Up-Paddler umzusehen.
Wie gut das war, zeigte sich in diesem Moment. Ich steckte das Paddel in Windeseile zusammen und paddelte los - Richtung nächster freier Box. Harry fing mit dem Festmacher(-seil) einen der hinteren Dalben der Box ein und machte uns wieder fest. Puh, ich habe bei solchen Aktionen immer große Angst,
in eines der liegenden Boote zu rauschen. Aber - alles gut. Den Fehler hatten wir nicht gefunden, konnten den Motor aber nach kurzer Zeit wieder starten. Mistding!
Mit Schwung raus aus dem Hafen und gegen den Wind motort. Das war uns bekannt (Wind kam aus Ost, da mussten wir im ersten Teilstück auch hin) und wir hofften nur, dass nach dem späterem Kurswechsel auf Nordost die Segel eingesetzt werden konnten.
Naja, was war zu erwarten? Genau ... und mehr :-) Am Südost-Zipfel der Insel Mon rollten Wellen mit bis zu zwei Meter Höhe auf uns zu. Ich hatte am Steuer stehend arge Befürchtungen, den Kurs auf Nord-Ost zu legen. Dann kämen diese Monster nämlich genau von der Seite.


Die Angst stand mir klar im Gesicht, während Harry noch Muße zum Fotografieren hatte :-)

So weit kam ich aber gar nicht - der Motor ging wieder aus. Genau vor den schönen Kreidefelsen der Insel. Für ein treibendes Boot ohne jeglichen Antrieb waren wir einfach zu dicht - Wind und Wellen trieben uns genau aufs Land zu. Aber mittlerweile ist der Schrecken bei uns in solchen Momenten schon etwas kleiner. Harry kümmerte sich sofort wieder um den Arbeitsverweigerer, ich versuchte uns mit Hilfe von Wind und Vorsegel von den Klippen fernzuhalten.
Die Erklärung für den Aussetzer war schnell gefunden. Eigentlich hatten wir genug Sprit im Tank, aber bei dieser Schräglage und den hohen Wellen schwappte der Sprit einfach in die falscher Ecke und der Motor saß auf dem Trocknen. Es folgte ein schöner Test für einen stabilen Magen: Bei starkem Wellengang und dank des gesetzten Segels in ziemlicher Schräglage den Tank des Aussenbordmotors tief unten in der Backskiste aus einem 10l-Kanister volltanken. Bis DAHIN war ich immer diejenige, der die Wellen nichts ausmachten. Nachdem ich mit dem Tanken fertig war, brauchte auch ich erstmal eine Reisetablette. Ich kam mir vor wie nach 2 Stunden Astronautentraining.
Harry war aufgrund des Seegangs schon bei seiner zweiten Tablette und kämpfte taper am Steuer.
Also Motor wieder an. Die hohen Wellen ließen leider nicht auf guten Wind rückschließen. Der war wohl schon durch und der klägliche Rest hatte so gedreht, das er trotz unseres Kurswechsels immer noch fast von vorn kam. Laut Wetterbreicht ...  - egal. Mit voller Besegelung und Motorunterstützung lief es ganz gut.
Der Rest der Fahrt war unspektakulär und langweilig, wie jede Fahrt unter Motor.
Bei gleißendem Sonnenschein und wohligen 20°C liefen wir kurz vor 17 Uhr im Hafen von Skanör ein. Der Hafenmeister lotste uns in eine passende Box ganz am Anfang des Steges, denn der Hafen war schon sehr gut gefüllt und kaum ein Liegeplatz frei. Aber für unsere Nussschale (im Vergleich zu dem, was hier sonst so im Hafen liegt) fand sich noch "was Kleines".



Nach dem Anlegen und Boot aufräumen die üblichen Erledigungen: Hafengebühr bezahlen, Gegend erkunden, einheimischen Geld besorgen und Essen kochen. Weil wir so kaputt waren, gab es einfach Käsespätzle.
Jetzt liegen wir nach einem kurzen Strandspziergang etwas angeschlagen unter Deck herum und freuen uns auf den morgigen freien Tag - den ersten Urlaubstag in Schweden.
Knäckebrot essen und Elche streicheln :-)

Bevor ich es vergesse - mal zur Abwechslung einen Sonnenuntergang. Diesmal auf schwedisch:





... von der ursprünglich geplanten Tour "Rund Rügen" sind wir aber ganz schön weit abgekommen ... ...

Montag, 13. August 2012

Zur Ruhe gekommen

Sonntag, 12.August. Ausschlafen. Endlich mal ausschlafen.
Sogar ich bleibe für meine Verhältnisse ewig liegen. Die Knochen tun weh, die Muskeln reißen.
Es tut gut, nichts zu machen, nichts vorzuhaben.
Nach einem späten Frühstück gehts mit Handy und Laptop zum Büro des Hafenmeisters. Ca. 50m um sein Domizil herum klappt die Wifi-Anbindung. Also alle Wind- und Wetter-Apps aktualisiert, das Postfach abgerufen, ein paar nette Mails versandt und den letzten Blog geschrieben. Kaum saß ich da (Harry war auf Fototour durch den Hafen) kam ein älterer Segler aus Deutschland dazu, seinen Laptop unterm Arm.
Ob ich ihm mal beim Zugang helfen kann. Klar, kein Problem - im Gegenzug bekam ich von ihm Wetterlinks aller Skandinavischen Länder für eine sichere Segeltour genannt. Wir sahen aus wie zwei Teenager - tief über unsere Laptops gebeugt, wurde endlos über gute und schlechte Internet-Links für Wetter, Häfen und Seenavigation gefachsimpelt. Zum Glück kam Harry irgendwann dazu und ich konnte meinen Blog zur Anreise in Klintholm zu Ende schreiben. Unser neuer Freund war samt Gattin bereits seit Mai diesen Jahres auf Segeltour und dementsprechend  mitteilsam. Seine Frau schien derweil die Ruhe an Bord zu genießen. Wir waren neidisch auf so viel Segelzeit :-))
Als alles im Internet erledigt war, ging es ab zum Strand. Ein schöner Strand.



Für ToTo - Dein / Unser Traum: Pferd, Meer, viel Zeit.
 Kaum Menschen, viel Sand und viele Steine zum Sammeln. Eine scheinbar endlose Zeit haben wir uns hier rumgetrieben, haben nach Steinen und Muscheln geschaut, die Sonne genossen. Irgendwann packte es mich: Sachen aus und rein ins Wasser. 17°C - egal, ich wollte endlich baden. Herrlich. Sobald ich mich an die Temperatur gewöhnt hatte, wollte ich schon gar nicht mehr raus ... der Wind war so kalt. Na gut, irgendwann musste ich. Kurz abgerubbelt, in die Sonne gesetzt und wieder aufgetaut. Ostseebaden - ich erinnerte mich an zwei herrliche Wochen zusammen mit meiner Tochter. Zwei Wochen Sonne, Strand und maximal 18°C Wassertemperatur.
Das ist hier halt so  - alles andere ist was für Weicheier!


Abends wurde lecker gekocht. Wir haben eine gute Aufteilung gefunden: ich koche, Harry wäscht ab. Da nimmt man als Koch doch gerne mal einen Topf mehr ...
Zum Essen setzten wir uns ins Cockpit, Rotwein dazu, zum Nachtisch einen Kaffee - lecker. Um den üblichen schönen Sonnenuntergang gebührend zu feiern, legten wir uns mit unseren Sitzkissen auf das Vorschiff, Aperol-Spritz gemixt und in die Hand - es kann losgehen.


Da wir so nahe am Steg lagen, kamen wir immer wieder mit anderen Seglern in Gespräch. Warum auch immer, werden wir sehr oft auf unser Boot angesprochen - bis hin zu Besichtigungen des Innenraums. Da wir oft das kleinste Boot im Hafen sind, werden wir von den "Großen" für unsere Leistung mit der "Kleinen" beglückwunscht. Am Anfang waren wir verwundert; solch eine heroische Leistung war das ja nun wirklich nicht. Aber aus Sicht eines Besitzers einer 36-Fuß-Yacht haben wir uns für diese Entfernungen wohl tapfer geschlagen. Na gut, über Lob sollte man sich nicht beschweren.





Montag, 13. August. Ausschlafen, noch einmal ausschlafen.
Eigentlich haben wir heute nur rumgetrödelt. Auch schön. Nach dem Frühstück wurden Hausaufgaben  gemacht. Das Logbuch wurde seit der letzten drei Touren nicht aktualisert. Also Papierkarten raus und die stündlichen Einträge abgearbeitet, die aufgezeichneten Tracks von Plotter und Samsung-Tab hinzugezogen und schon hatten wir alle relevanten Daten zusammen. Ab sofort wird das wieder zeitnaher erledigt. Nachzuarbeiten ist viel zu aufwendig. Aber da die Karten schon mal draussen waren, haben wir uns die Routen für diese Woche angesehen. Über Skanör soll es nach Ystad gehen. Ystad - mein "Wallanderhausen" - nachdem ich alle Bücher von Henning Mankell über seine Hauptfigur Kurt Wallander gelesen hatte, wird dieser Besuch in der Heimat des Kriminalkommisars eine große Freude für mich. Mal sehen, ob unser Plan aufgeht.
Ansonsten trödelten wir weiter durch den Tag: im örtlichen "Spar" ein paar Lebensmittel nachgebunkert, ein paar Sachen gewaschen und das Boot saubergemacht.
Der Rest bestand aus Urlaub - schlafen, lesen, schreiben. Am späten Nachmittag kam noch das übliche "beim Anlegen helfen" dazu. Im Minutentakt kamen hauptsächlich Boote
aus Deutschland rein. Jeder ist dankbar, wenn zwei oder mehr helfende Hände am Steg stehen und helfen, die Vorleinen festzumachen.
Abends noch ein kurzer Besuch beim Hafenmeister (WiFi-Kontakt, um den Blog loszuschicken) und abschließend lecker Essen beim Italiener.
Morgen haben wir eine längere Strecke vor uns, von Klintholm nach Skanör - wir müssen früh raus. Teilweise geht der Kurs leider gegen den Wind.

Es wird wohl wieder anstrengend.

Sonntag, 12. August 2012

Lange Strecken

Leider hat uns Fonic auf dem Trocknen sitzen lassen. Trotz guter Vorbereitung habe wir keine Datenverbindung, weil Fonic wohl allgemein das roaming unterdrückt hat. Ein Hoch auf kostenloses Wifi im Hafen. Warum das Internettheater? Wir sind mittlerweile in Dänemark. Aber der Reihe nach.

Die Abfahrt von Stralsund am 10.08. war zwar früh, aber ganz entspannt. 8:20 Uhr durch die Ziegelsteinbrücke und rein nach Neuhof, tanken. Weil wir den Meister der Tankstelle nicht gleich fanden, ging Harry zum Hafenmeister. Von dort kam er mit weiteren Informationen - und einem Brief an uns zurück. Meine Eltern sind die absolute Messe. Heimatpost, wie schön. Danke dafür.
Nach dem Tanken gings weiter, Richtung Greifswalder Bodden. Unsere Tageseinstellung: mal sehen, wie weit wir kommen. Der Wind war mit Stärke 4 angesagt, damit können wir gut umgehen. Als wir sehr früh am Greifswalder Bodden waren, entschieden wir uns für das neue Ziel Saßnitz. Auf der Ostseite Rügens erwartete uns viel, vor allem viel Wind. Der Windmesser steigerte sich auf 12 m/s, in Spitzen auf 14 m/s. Umgerechnet 6 Beaufort, in Böen 7. Schönen Dank auch ;-)

Harry eingemummelt und hart am Wind
 Wir kamen so gut voran, dass wir Saßnitz vorbeisausen ließen und es letztlich bis Lohme schafften. Angekommen (hübscher, verträumter Naturhafen), Segelsachen vom Leib und Essen gehen. Nach der Völlerei ging nur noch eins: schlafen. Nach 51 Seemeilen und über 10 Stunden Fahrt waren wir so gut wie "klinisch tot".
Hafen Lohme
 Trotz allem (Müdigkeit, Muskelkater, usw) ging es zu moderater Zeit am 11.08. wieder los. Dänemark - wir hatten uns entschlossen und wollten es auch durchziehen. Raus aus dem Hafen und die ersten 10 Seemeilen rund Kap Arkona vergingen wie im Flug. Mit 6 Knoten (Seemeilen pro Std.) flogen wir gut durchs Wasser ... und dann schlief der Wind ein. Der Rest wurde mit Motorkraft bewältigt. Wie öde! Aber Zeit für ein Frühstück:


Die See wurde immer platter, die Schiffe ringsherum immer größer, beeindruckender.


Die Zeit zog sich endlos hin. Wir wechselten uns mit dem Steuern ab, es war einfach zu langweilig.
Navigation ist und bleibt meine Lieblingsaufgabe, das gebe ich nicht ab:



 Aber: wir sind angekommen. Jetzt dümpeln wir im Hafen von Klintholm, gemießen die nordische Beschaulichkeit und erholen uns erstmal bis morgen, Montag. 
Hafen Klintholm - was für eine Ruhe ...
 Wo es dann hingeht? Beständig Ostwind ... also in kleinen Schritten weiter Richtung Westen, an Dänemarks Inseln entlang.

Und nicht zu vergessen: der gestrige dänische" Sonnenuntergang :-)



Donnerstag, 9. August 2012

Landratten II

Stralsund Cityhafen ... ein schöner Hafen vor der Altstadt der mittlerweile wieder schönen Hansestadt.
Da Harry immer noch sehr angeschlagen war, wurde weiterreisen gestrichen. Statt dessen Frühstück und kurzer Stadtbummel zum Yachtbedarf - Karten für die Südküsten Schwedens und Dänemarks kaufen *zwinker*  Die Karten schnell zum Boot gebracht und ein richtiges Schiff angesehen.


Die "Gorche Fock" liegt im Nachbarbecken. Mitten in der Restaurierung läuft der Besucherverkehr weiter - Geld muss her. Es war schon beeindruckend, diese Ausmaße, die Masthöhe, das Steuerrad, die Höhe des Freibord (Oberkante Schiff bis Wasseroberfläche).

Links: Posieren vor einem "richtigen" Schiff.

Rechts und unten:
Ich hatte vor dem Museumsteil der Ausstellung alte Seekarten entdeckt. Sie waren aus den Jahren 1950-1996. Und in Russisch! Meine Begeisterung war riesig. Alle waren, wie man an den Eintragungen sah, in Gebrauch der russischen Besatzung gewesen. Schön abgegriffen, mit diversen Vermerken. Was für eine Aufregung :-)


Nach der Rückkehr hieß es "schlafen und gesund werden" für Harry und "Waschtag" für Katrin. Super, meine Begeisterung hielt sich sichtbar in Grenzen:





Zum Ausruhen kam ich dadurch leider nicht. Dann eben später. Irgendwann.

Am Nachmittag ging es erneut zum Lebensmittelhändler. Leere Flaschen weg, frische Sachen (Brot, Obst, Kaffee) hin. Danach lecker essen beim Italiener direkt am Hafen und Vorbereitung der nächsten Segeltage. Ob der Plan aufgeht, wissen wir nicht. Der Wind bestimmt, wie weit und wohin wir kommen. Grobe Richtung ist, mit Zwischenaufenthalten an Rügens Ost/Nord-Küste, die Südküste Schwedens (Klintholm, Ystad, o.ä.).
Zum heutigen Abschluss mal wieder ein Sonnenuntergang - diesmal über dem Cityhafen von Stralsund:




Mittwoch, 8. August 2012

Tag der Fahranfänger?

Mittwoch, 08.08.12 -was für ein Schei...tag.
Nach dem Frühstück haben wir lange überlegt, ob überhaupt und wenn ja, wohin segeln. Harrys Erkältung setzte ihm ordentlich zu, ich hatte mir beim Sturz im Niedergang den Finger gestaucht, beide waren wir noch sehr müde. Voll einsatzfähig war also keiner von uns beiden, wir hätten bleiben sollen. Trotzdem wollten wir weiter - die Strafe folgte auf den Fuß - Semeile für Seemeile. Der Wetterbericht hatte dummerweise Recht behalten - Windstärke 5, mit Böen in 6. Es sollte von Vitte auf Hiddensee in den Süden nach Barhöft oder Stralsund gehen. Das erste Disaster hatten wir bereits noch im Hafen. Ich wies Harry auf die falsche Seite der privat ausgelegten Bojen und wir saßen fest. Hiddensee ist ein Synonym für Flachwasserbereiche mit unter einem Meter Tiefe. Und wir saßen nicht nur fest wie "Motor aufdrehen und wieder ins Tiefe schieben". Nein, wir saßen richtig fest - in Schlick und Seegras eingefressen. Erst von den Stegen aus das große Staunen, was wir da angestellt haben, dann interessiertes Zuschauen, wir wir zu zweit versuchten, das Boot mit Ruck und Schwungholen etwas auf die Seite und damit vom Kiel zu holen, dann - Schlauchboot starten und uns zur Hilfe kommen. Danke, da kamen zwei Männer, die wirklich Ahnung hatten. Erst versuchten sie, das Boot aus der Untiefe zu ziehen. Sie brachten eines unserer langen Enden (Seile) an den nächsten Steg und dort zog man mit allen, die dort standen. Nichts, nicht ein Zentimeter. Nächste Idee. Das Großfall (= Leine, die sonst das Großsegel nach oben zur Mastspitze zieht) vom Segel lösen und an das Ende, das schon zum Steg ging, mit einem "Abschleppknoten" anknoten. Als nun vom Steg aus gezogen wurde, wurde das ganze Boot dadurch auf die Seite gelegt, damit auch der Kiel, Motor aufdrehen und das Boot war frei. Freudenfest unter den Stegzuschauern und Erleichterung bei uns. Also nochmal unter (natürlich) dem Spott unserer Helfer angelegt und das Boot wieder klargemacht. Eigentlich waren wir jetzt schon sehr geschafft, die Macherei war anstrengend. Aber - bloß weg hier. Unter Motor ging es Richtung Süden. Jegliche Segelversuche unterwegs schlugen fehl. Der Wind war selbst mit nur dem Vorsegel zu stark, die See zu rauh, die Fahrrinne an diversen Stellen so breit, das man genau Kurs fahren musste - für unsere eh schon angespannten Nerven keine gute Mischung. Wieder großer Kraftverschleiß beim Segelsetzen, Segel einholen, Motor hoch, Motor runter. Da ich das erste mal mit dem nun funktionierenden Plotter navigierte, jagte ich uns durch eine falsch gesetzte Route das zweite Mal in eine Untiefe. Da ich selbst am Steuer stand, bekam ich die Rechnung postwendend. Ein auf der Stelle im Wind drehendes  Boot und einen endgültig genervten Skipper. Aufgrund der starken Strömung im Strelasund und des ernormen Windes trieben wir, stark krängend (sehr schräg) hin und her. Unter letzter Kraftanstrengung wurde das Schwert eingeholt (hier ging das wenigstens, da nur Sand unter uns) und das Boot wieder ins tiefere Wasser gebracht. Irgendwie haben wir das Boot ohne weitere Fehler und Zwischenfälle nach Stralsund in den Hafen gekriegt. Anlegen, Segelklamotten aus, abschließen, essen gehen. Vor lauter Aufregung und Anstrengung hatten wir vergessen, seit unserem Frühstück um 8 Uhr irgendetwas zu essen oder zu trinken. Jetzt liegt der angeschossene und schnupfengeplagte Skipper komatös in der Koje. Ich sitze im Cockpit, schreibe mir den Frust von der Seele und werde wohl trotz der Erschöpfung die Nacht nicht schlafen können.
Um zur Ruhe zu kommen, bleiben wir morgen in Stralsund. Vielleicht finden wir ja einen Laden, der (Papier-)Marinekarten vertreibt. Die Küsten von Meck-Pom und Bornholm sind an Bord, uns fehlen noch die Südküsten Schweden und Dänemarks. Vielleicht fürs nächste Jahr, ...  vielleicht für die nächsten Tage.
Der Wind bestimmt, wo es lang gehen wird. Und ab sofort auch wieder unser Verstand.
Wir lassen uns überraschen .

Marina Stralsund - angelegt und kein Boot zerstört :-))

Landratten

Am Dienstag stand echter Landurlaub auf dem Programm..
Ein ausgiebiger Spaziergang nach Kloster und weiter zum Leuchtturm Dornbusch, dem nördlichsten Punkt der Insel. Anschließend Einkauf in Vitte-City. Endlich mal wieder richtig beim Laufen auspowern - das ist das Einzige, was uns beim Segeln fehlt.
Hiddensee ist landschaftlich sehr schön und zur Zeit ... sehr voll. Zum Glück waren wir sehr früh gestartet. Belohnt wurde die Lauferei in Kloster mit Pfefferhering im Baguette bzw. Sandorn-Quarkkuchen - sehr lecker.
Viel gibt es nicht zu berichten, das Wichtigste erzählen die Fotos. Ergebnis des Tages: wir sind angenehm satt, gut ausgepowert und haben wieder eine volle Kühlbox. Leider ist Harry stark erkältet.

Der Hafen von Kloster
Hiddensee von Nord nach Süd

Fleißiges Brummerchen

Es gibt hier sehr widerspenstige Bänke!